Leichte Sprache wird als Werkzeug für Inklusion und Barrierefreiheit in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Sie orientiert sich insbesondere an Menschen mit kognitiven Einschränkungen und hilft Ihnen, Informationen selbstständig zu verstehen und so besser am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wer Texte in Leichter Sprache verfassen möchte, trifft auf verschiedene Regelwerke unterschiedlicher Organisationen und Forschungseinrichtungen.[1] Diese Vielfalt kann Fragen aufwerfen: Welche Regelwerke gibt es eigentlich? Worin unterscheiden sie sich? Und welche Gemeinsamkeiten gibt es?
In diesem Blogbeitrag findest du alle wichtigen Infos zu den Regelwerken für Leichte Sprache in Deutschland. Zunächst werden die verschiedenen Regelwerke aufgelistet und kurz in ihren Ansätzen vorgestellt.
Dannach werden drei zentrale Regelwerke näher vorgestellt: die DIN SPEC 33429, das Regelwerk des Netzwerks Leichte Sprache e. V. und das Regelbuch der Forschungsstelle Leichte Sprache. Dabei wird vor allem auf die Entstehung, Verbreitung, Kernprinzipien und wichtige Diskussionspunkte eingegangen. In einer Tabelle werden die Regelwerke zusätzlich hinsichtlich verschiedener Kriterien und einzelner Regeln verglichen.
Die Vielfalt der Regelwerke: Ein Überblick über Leichte Sprache in Deutschland
Im Bereich der Leichten Sprache in Deutschland existiert eine Reihe von Regelwerken. Zu den bekanntesten gehören:

DIN SPEC 33429 (2025)
Die SPEC wurde im März 2025 veröffentlicht. Das Regelwerk enthält erstmals einheitliche Empfehlungen für Leichte Sprache in Deutschland und wurde von vielen Organisationen gemeinsam entwickelt. Es wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert. Es soll dabei helfen, die Qualität von Leichter Sprache zu sichern. Die DIN SPEC ist hier kostenlos als PDF erhältlich.[3,5]

Das Regelbuch der Forschungsstelle Leichte Sprache (Christiane Maaß, 2015)
Das Regelwerk wurde an der Universität Hildesheim entwickelt. Es basiert auf sprachwissenschaftlichen Prinzipien und Forschungsergebnissen und wird häufig für die Ausbildung und Qualifizierung im Bereich Leichte Sprache genutzt. Es gibt auch eine stärker praxisorientierte Fassung: den Duden-Ratgeber „Leichte Sprache” (Maaß/Bredel, 2016).[6,8]

Das Regelwerk des Netzwerks Leichte Sprache e.V.
Dieses stark praxisorientierte Regelwerk entstand 2006 durch die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung. Es legt den Fokus auf sehr einfache Sprache, kurze Sätze, eine klare Gestaltung und die obligatorische Überprüfung von Texten durch die Zielgruppe. Das Regelwerk selbst ist in Leichter Sprache verfasst. Das Netzwerk Leichte Sprache zählt heute zu den wichtigsten Akteuren im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Umsetzung und Verbreitung von Leichter Sprache geht.[1,2,9]

Regeln von Inclusion Europe (2009)
Das Regelwerk von Inclusion Europe ist eines der ersten für Leichte Sprache. Es wurde 2009 mit Menschen mit Lernschwierigkeiten zusammen erstellt. Ziel war es, klare Regeln für leicht verständliche Texte in ganz Europa zu schaffen. Damit war das Regelwerk eine wichtige Grundlage für viele nationale Regelwerke. Das Regelwerk gibt es hier.[10]
Neben diesen zentralen Regelwerken gibt es weitere relevante Ansätze und Vorgaben:
- Leichte Sprache – Ein Ratgeber: Veröffentlicht vom BMAS in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Leichte Sprache.[11]
- Regeln der Deutschen Gesellschaft für Leichte Sprache: Bietet ebenfalls Richtlinien an.[12]
- Vorgaben in der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0): Enthält gesetzliche Vorgaben für Leichte Sprache auf Webseiten öffentlicher Stellen in Deutschland.[13]
Jedes dieser Regelwerke verfolgt das Ziel, Informationen zugänglicher zu machen, legt dabei aber unterschiedliche Schwerpunkte.
Im Detail betrachtet: Die wichtigsten Regelwerke und ihre Entwicklung
Zum besseren Verständnis werden im Folgenden drei zentrale Regelwerke näher beschrieben und betrachtet
DIN SPEC 33429 (2025)

Entstehung und Entwicklung
Die Entwicklung erfolgte durch ein breites Konsortium (Vertreter*innen aus Verwaltung, Wissenschaft, Design, Übersetzungspraxis, Prüfgruppen), initiiert und gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). Menschen mit Lernschwierigkeiten waren ausdrücklich beteiligt. Nach einem knapp fünfjährigen Prozess – länger als ursprünglich geplant – wurde das 60-seitige Regelwerk im März2025 als kostenloses PDF veröffentlicht.[3]
Ziele und Anwendungsbereich
Die DIN SPEC hat zum Ziel, die Verständlichkeit und einheitliche Qualität von Leichter Sprache zu verbessern. Sie soll als Leitfaden für Behörden, öffentliche Einrichtungen und Dienstleister zur Qualitätssicherung dienen und kann bei Ausschreibungen als Referenz herangezogen werden, um zu klären, was genau unter „Leichter Sprache“ zu verstehen ist.[3,4]Inhaltliche Schwerpunkte
Das Regelwerk verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und enthält Empfehlungen für:- Das Übersetzen und Verfassen (Sprachliche Aspekte auf Wort-, Satz-, Textebene).
- Die Gestaltung von Inhalten, Bildern und Layout (Visuelle Gestaltung, Medieneinsatz).
- Den Prozess der Erstellung und die Qualifikation der Beteiligten (Übersetzende, Prüfende). Eine wichtige Neuerung ist die explizite Forderung nach korrekter Rechtschreibung und Grammatik gemäß dem Standarddeutsch. Frühere Tendenzen (z.B. Kommaverzicht) werden durch alternative Satzkonstruktionen abgelöst. Auch der Genitiv wird etwas lockerer gehandhabt; einfache Formen wie „Annas Auto“ werden nun eher akzeptiert als die oft umständliche „von“-Konstruktion.
Wichtige Diskussionspunkte
Trotz des Ziels der Vereinheitlichung gibt es auch kritische Stimmen – sogar aus der beteiligten Arbeitsgruppe selbst. So bemängelt etwa Uwe Roth, dass die DIN SPEC die Zielgruppe zu eng fasst und ausschließlich auf Menschen mit Lernschwierigkeiten ausrichtet. Aus seiner Sicht führt diese Einschränkung dazu, dass andere Gruppen – wie gering alphabetisierte Personen – ausgeschlossen werden und Leichte Sprache dadurch zur „Sondersprache“ werde. Außerdem kritisiert er, dass im Gegensatz zur DIN-Norm der Einfachen Sprache keine Zielgruppenanalyse vorgesehen sei.[14]Andere Stimmen hingegen begrüßen die SPEC als wichtigen Schritt hin zu mehr Einheitlichkeit und Qualitätssicherung – vor allem für öffentliche Stellen. Sie betonen, dass sie erstmals klare und praxisnahe Empfehlungen bietet und damit Orientierung schafft.
Das Regelbuch der Forschungsstelle Leichte Sprache (Maaß)

Entstehung und Entwicklung
Das Regelbuch ist das Ergebnis einer Forschungsarbeit an der Universität Hildesheim. Es basiert auf linguistischen Prinzipien. Die Regeln, die oft aus der Praxis kommen, sollten nun auch wissenschaftlich untermauert werden. Ein wichtiges Merkmal ist die Verknüpfung der Regeln mit vorliegenden Studienergebnissen, um ihre Wirksamkeit zu erklären.[6,8]Verbreitung und Akzeptanz
Das Regelwerk (erschienen als Band 1 der Reihe „Barrierefreie Kommunikation“) ist ein wichtiges Referenzwerk in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie in der Ausbildung und Professionalisierung. Da das Buch selbst in Fachsprache verfasst ist und einen sehr detaillierten Inhalt hat, ist für die breitere Praxis der zugänglichere Duden-Ratgeber „Leichte Sprache” (2016) erschienen, den Maaß mitverfasst hat.[8]Kernprinzipien und Regeln
Ein besonderes Merkmal des Hildesheimer Regelbuchs ist die Verknüpfung von Regeln mit empirischen Studien. Maaß stützt sich auf verfügbare Forschungsergebnisse, um Regeln zu begründen oder deren Wirkung zu erklären (zum Beispiel Studien zur Verständlichkeit bestimmter Wörter oder Strukturen). Wo die Forschungsbasis dünn ist, weist sie darauf hin, dass weitere Untersuchungen nötig wären. Beispiele für Regeln sind:- Grammatische Funktionen klar zuweisen (z.B. Perfekt statt Präteritum).
- Zentrale statt periphere Strukturen nutzen (Wortschatz, einfache Syntax).
- Klare Handlungsorientierung (Verben statt Nomen, Aktiv statt Passiv).
- Vermeidung komplexer Grammatik (Genitiv, Konjunktiv).
- Es enthält detaillierte Regeln auf Wort-, Satz-, Text- und Typografieebene und legt Wert auf eine respektvolle Ansprache und die Brückenfunktion zur Standardsprache.[8]
Wichtige Diskussionspunkte
- Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 2015 waren nicht alle Regeln schon umfassend empirisch abgesichert (z.B. das strikte Genitiv-Verbot). Die LeiSA-Studie und andere Forschungen haben hier inzwischen weitere Differenzierungen angestoßen.
- Für reine Praktiker wurde das Buch teilweise als zu akademisch, detailliert und schwer zugänglich empfunden. Es ist bewusst kein schneller Praxisleitfaden, daher nutzten viele lieber den kompakteren Duden-Ratgeber.[16,17]
Das Regelwerk des Netzwerks Leichte Sprache e.V

Entstehung und Entwicklung
Das Netzwerk Leichte Sprache e.V. wurde 2006 von Werkstätten für behinderte Menschen, Vereinen und Einzelpersonen gegründet, die Leichte Sprache in Deutschland voranbringen wollten. Bereits 2009 erschien ein erstes Regelwerk, das sich stark an den europäischen Standards von Inclusion Europe und an Erfahrungen aus der Praxis orientierte. Das Regelwerk wurde seitdem mehrfach überarbeitet(wichtige Versionen 2013, 2022), um Rückmeldungen und neue Erkenntnisse einzuarbeiten. Die Erstellung der Fassung von 2014 („Ratgeber Leichte Sprache“) wurde u. a. vom BMAS gefördert. Das Leichte Sprache Regelwerk wurde partizipativ, d. h. in enger Zusammenarbeit mit Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt, nach dem Motto: „Regeln für Leichte Sprache können nur gemeinsam mit den Menschen entstehen, die Leichte Sprache benötigen.“[2]
Verbreitung und Akzeptanz
Das Regelwerk hat vor allem in der Praxis eine sehr weite Verbreitung gefunden. Viele Übersetzungsbüros, Werkstätten und Behörden arbeiten nach diesen Regeln. Es dient seit langer Zeit als Referenz, wenn „Leichte Sprache“ angefragt wird. Mit seinem Regelwerk und dem dazugehörigen Prüfverfahren hat das Netzwerk einen Qualitätsstandard geschaffen, der von vielen Auftraggebern anerkannt wird. So verlangen einige öffentliche Stellen, dass Texte das Siegel des Netzwerks tragen. Um dieses zu erhalten, müssen die Regeln eingehalten werden.Inhaltliche Schwerpunkte
Der Schwerpunkt liegt auf größtmöglicher Verständlichkeit und Praxisnähe. Das Regelwerk ist übersichtlich nach Bereichen gegliedert: Wörter, Sätze, Zahlen/Zeichen, Texte, Gestaltung/Bilder und Prüfen. Es listet ca. 47 konkrete Regeln mit Beispielen auf.[2]- Wortwahl: Einfache, bekannte, konkrete Wörter; keine Fremd-/Fachwörter (oder Erklärung im Glossar); keine Synonyme; Verben statt Nomen; Aktiv statt Passiv; kein Genitiv, kein Konjunktiv; positive Sprache; keine Redewendungen.
- Satzbau: Kurze, einfache Hauptsätze (max. 1 Info/Satz); klare Satzstruktur (SVO); keine Nebensätze (stattdessen aufteilen).
- Zahlen/Zeichen: Gängige Schreibweisen (Ziffern); hohe Zahlen/Prozente vermeiden; klare Datumsformate.
- Text: Einfache Überschriften; klare Struktur; nur nötige Infos.
- Gestaltung: Große, serifenlose Schrift (min. 14pt); hoher Kontrast; linksbündiger Flattersatz; jeder Satz in einer neuen Zeile; viel Weißraum; unterstützende Bilder (klar vom Text getrennt).
- Prüfung: Verpflichtend durch Personen aus der Zielgruppe (Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung).
Wichtige Diskussionspunkte
Sprache zu einfach sind und manchmal wie „Kinderbuchsprache“ klingen. Tatsächlich empfinden manche Außenstehende die konsequent kurzen Sätze und das einfache Vokabular als ungewohnt holprig oder gar kindlich. Auch Medien wie die FAZ bezeichneten Leichte Sprache als „Nachrichten im Kinderbuchstil”. Dem hielt das Netzwerk entgegen, dass Leichte Sprache zwar einfach, aber nicht kindlich sein solle – man sieze oder duze die Leser, wie es in der Standardsprache angemessen ist. Die oft zitierte Monotonie der kurzen Sätze ist für geübte Leser ein Stilbruch, für die Zielgruppe jedoch erfüllt sie einen Zweck: Komplex verschachtelte Syntax wird vermieden.[19]
Insgesamt wurde das Netzwerk-Regelwerk vor allem von externen Beobachtern kritisiert (Stichwort „zu sehr vereinfacht“). Innerhalb der Leichten Sprache-Community wurden die Regeln als notwendig strikt angesehen, um überhaupt einen Standard zu etablieren. Zudem wird betont, dass Leichte Sprache keine Konkurrenz zur Standard- oder Einfachen Sprache ist, sondern ein spezifisches Angebot für eine bestimmte Zielgruppe.
Obwohl die Überprüfung durch die Zielgruppe von zentraler Bedeutung ist, gibt es eine Reihe von Fragen, die um diesen Punkt herum diskutiert werden: Wie repräsentativ sind die Prüfgruppen? Können geschulte Prüfer durch Routine „betriebsblind“ werden?
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regelwerke
Die Regelwerke weisen Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Die folgende Tabelle vergleicht wichtige Aspekte (basierend auf den Regelwerken und Sekundärquellen):
Kriterium 7395_3a96cf-b8> | DIN SPEC 33429 (2025) 7395_73b5d9-51> | Forschungsstelle (Maaß, 2015) 7395_8d37e9-e2> | Netzwerk Leichte Sprache (2022) 7395_67f96e-b9> | Inclusion Europe (2009) 7395_7d7f07-fb> |
---|---|---|---|---|
Zielgruppe (primär) 7395_2ea2cf-0d> | Menschen mit Lernschwierigkeiten 7395_551014-a9> | Menschen mit geistiger Behinderung, demenziellen Erkrankungen, Lese-Rechtschreib-Schwäche oder prälingualer Hörschädigung 7395_5ec532-b7> | Menschen mit Lernschwierigkeiten, Demenz oder Lese-Rechtschreib-Schwäche 7395_3c4dea-7f> | Menschen mit Lernschwierigkeiten 7395_16320d-0b> |
Ursprung/ Entwicklung 7395_5e2927-07> | Konsortium, gefördert vom BMAS 7395_0b49ca-f4> | Forschungsprojekt Uni Hildesheim 7395_ed6d12-7f> | Partizipativ (Betroffene & Fachleute) 7395_7613eb-3e> | Europäisches Projekt, koordiniert von Inclusion Europe (Brüssel) 7395_e31707-0c> |
Fokus/ Charakter 7395_7d48fc-81> | Einheitliche Empfehlungen 7395_387fa2-80> | Wissenschaftlich fundiert 7395_043ec7-b4> | Praxisorientiert, partizipativ 7395_7873c4-ad> | Europäische Basisrichtlinien 7395_0f0a88-1c> |
Wortwahl 7395_4b86c7-7a> | Zentraler Wortschatz, keine Synonyme etc. 7395_20090e-50> | Grundwortschatz, keine Fach- / Fremdwörter 7395_b7f12b-d9> | Einfache, bekannte Wörter 7395_ddd311-84> | Einfache, bekannte Wörter 7395_ff2f76-fe> |
Grammatik (Genetiv) 7395_5f8770-5b> | Teilweise erlaubt (z.B. „Annas Auto“) 7395_e9970b-96> | Vermeiden 7395_a31ec4-6c> | Vermeiden 7395_4baa0e-13> | (Nicht spezifisch) 7395_1352dc-5c> |
Prüfung durch Zielgruppe 7395_232a29-2b> | Vorgeschrieben 7395_ec2493-64> | Vorgeschrieben 7395_094afe-e6> | Vorgeschrieben 7395_98833b-fa> | Vorgeschrieben 7395_18c530-de> |
Ausblick: Was bringt die Zukunft für Leichte Sprache?
Trotz ihrer Unterschiede verfolgen die Regelwerke das grundlegende Ziel, Informationen verständlich zu machen. Die Unterschiede liegen vor allem im Detaillierungsgrad, im Fokus (wissenschaftlich vs. praxisorientiert), in der Verbindlichkeit (SPEC vs. Empfehlung vs. Praxisstandard) sowie in der expliziten Rolle von Prüfgruppen. Abgesehen davon finden sich in allen Leitfäden fast identische Kernregeln: kurze Sätze, einfacher Satzbau (aktiv, keine Nebensätze), verständliche Wörter aus dem Alltagswortschatz, Vermeidung von Fachbegriffen und komplizierten Grammatikformen sowie unterstützende Maßnahmen wie verständliche Zahlenangaben, übersichtliches Layout und begleitende Bilder.
Die Regeln für Leichte Sprache entwickeln sich stetig weiter – und mit ihnen auch die Debatten über ihre Anwendung. Mit der DIN SPEC 33429 gibt es nun einen offiziellen Vorschlag für einen gemeinsamen Standard in Deutschland. Ob und wie er sich durchsetzt, wird die Praxis zeigen – auch weil es Diskussionspunkte gibt und sie nur Empfehlungscharakter hat. Sie könnte aber insbesondere für öffentliche Institutionen und bei Ausschreibungen eine wichtige Referenz werden.
Ein wichtiges Thema ist und bleibt die Abgrenzung zur Einfachen Sprache. Leichte Sprache folgt strengeren Regeln und richtet sich an eine klar definierte Zielgruppe (Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung), während Einfache Sprache flexibler ist und ein breiteres Publikum anspricht (z.B. Menschen mit geringer Lesekompetenz oder Deutsch als Zweitsprache).
Klar ist: Leichte Sprache ist ein wichtiges Werkzeug für eine barrierefreie und inklusive Gesellschaft. Die Regelwerke der SPEC, des Netzwerk und von Maaß bieten dafür wertvolle Orientierungspunkte und, haben zur Verbreitung enorm beigetragen. Die Kunst liegt darin, die Regeln nicht als starres Korsett zu sehen, sondern als Hilfe, um Texte für alle verständlich und respektvoll zu gestalten:
„Ein Text muss zum Leser passen, seinen Zweck erfüllen und zur Situation passen.“
Quellen
- Netzwerk Leichte Sprache e.V. Die Regeln für Leichte Sprache. Verfügbar unter: https://www.netzwerk-leichte-sprache.de/ls/die-regeln/
- Netzwerk Leichte Sprache e.V. (2022). Die Regeln für Leichte Sprache – Regelwerk 2022 (PDF). Verfügbar unter: https://www.netzwerk-leichte-sprache.de/fileadmin/content/documents/regeln/Regelwerk_NLS_Neuauflage-2022.pdf
- DIN SPEC 33429:2025-03. Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache. Berlin: Beuth Verlag. Verfügbar über: https://www.dinmedia.de/
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) (2025). Einheitliche Empfehlungen zur Leichten Sprache. Pressemitteilung, 13. März 2025. Verfügbar unter: https://www.bmas.de/
- REHADAT (2025). DIN SPEC 33429 – Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache veröffentlicht. Nachricht, 13. März 2025. Verfügbar unter: https://www.rehadat.de/
- Maaß, C. (2015). Leichte Sprache. Das Regelbuch. (Barrierefreie Kommunikation, Bd. 1). Münster: LIT Verlag.
- Vgl. Maaß (2015)
- Bredel, U. / Maaß, C. (2016). Ratgeber Leichte Sprache – Die wichtigsten Regeln und Empfehlungen für die Praxis. Berlin: Duden-Verlag.
- Netzwerk Leichte Sprache e.V. (o. D.). Das Netzwerk und die Leichte Sprache. Verfügbar unter: https://www.netzwerk-leichte-sprache.de/ls/das-netzwerk-und-die-leichte-sprache/
- Inclusion Europe (2009). Informationen für alle – Europäische Standards für leicht lesbare und verständliche Information. Brüssel: Inclusion Europe. Verfügbar unter: https://www.inclusion-europe.eu/wp-content/uploads/2017/06/DE_Information_for_all.pdf
- Leichte Sprache – Ein Ratgeber zu den Regeln von Leichter Sprache Heft 1. Verfügbar unter: https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Broschueren/a752l-1-ratgeber-zu-den-regeln-von-leichter-sprache.html
- Deutsche Gesellschaft für Leichte Sprache. Verfügbar unter: https://leichte-sprache.de/
- Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung – BITV 2.0. In der jeweils gültigen Fassung. Verfügbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/bitv_2_0/
- Roth, U. (2025). Warum DIN SPEC Leichte Sprache gescheitert ist. Blog „Leicht gesagt“, 15. März 2025. Verfügbar unter: https://leichtgesagt.eu/2025/03/warum-din-spec-leichte-sprache-gescheitert-ist/
- Vgl. Hentschel, D. (2024). Die DIN SPEC Leichte Sprache 33429. Blog „Leicht ist gut“. Verfügbar unter: https://leicht-ist-gut.de/die-din-spec-leichte-sprache-33429/
- Bock, B. M. et al. (2020). Leichte Sprache – Kein Regelwerk? Ergebnisse und Empfehlungen aus dem LeiSA-Projekt. Forschungsbericht, Universität Leipzig. Verfügbar unter: https://ul.qucosa.de/
- Vgl. Maaß (2015) [Quelle 6], S. 155ff. (Diskussion der Zugänglichkeit für Praktiker).
- Netzwerk Leichte Sprache e.V. (o. D.). Qualitätssiegel Leichte Sprache. Verfügbar unter: https://www.netzwerk-leichte-sprache.de/
- Vgl. z.B. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2013). Nachrichten im Kinderbuch-Stil. 22. Aug. 2013.
- Bundesfachstelle Barrierefreiheit (o. D.). Unterschied Leichte Sprache und Einfache Sprache. Verfügbar unter: https://www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/