Am 26.04.2024 wurde die erste DIN-Norm 8581-1 für Einfache Sprache veröffentlicht. Ziel der DIN-Norm ist es, allgemeine Regeln zur Erstellung von Texten in Einfacher Sprache aufzustellen.
Die Regeln orientieren sich an den 4 allgemeinen Grundsätzen der bereits im Juli 2023 erschienen internationalen ISO-Norm zur Einfachen Sprache.
Das Ziel von Einfacher Sprache nach DIN-Norm ist es, verständliche Texte zu produzieren. Was verständlich ist, ist stark von der Zielgruppe abhängig, an die der Text gerichtet ist. Vor der Einführung der DIN-Norm wurde Einfache Sprache oft als eine „Brücke“ zwischen Leichter Sprache und Standardsprache betrachtet. Sie richtete sich insbesondere an Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, etwa aufgrund geringer Schulbildung, begrenzter Deutschkenntnisse oder altersbedingter Einschränkungen. Mit der DIN-Norm wird Einfache Sprache jedoch neu definiert: Sie gehört zur Standardsprache und hat den Anspruch, für ein allgemeines Publikum verständlich zu sein. Dies umfasst Menschen mit sehr unterschiedlichen Kenntnissen und sprachlichen Fähigkeiten.
Einfache Sprache ist damit nicht mit Leichter Sprache zu verwechseln. Anders als Einfache Sprache richtet sich Leichte Sprache konkret an Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Lernschwächen. Leichte Sprache folgt einem deutlich strengeren Regelwerk und ist stärker vereinfacht. Dies umfasst kurze Sätze, einen stark eingeschränkten Wortschatz und eine klare, regelmäßige Strukturierung der Texte. Außerdem müssen Texte in Leichter Sprache von Menschen aus der Zielgruppe gelesen und geprüft werden, um sicherzustellen, dass sie wirklich verständlich sind.
Der folgende Text gibt eine grobe Übersicht über die wichtigsten Punkte der DIN-Norm zur Einfachen Sprache. Die aufgeführten Regeln sind nicht vollständig und sollen nur Beispiele für die wesentlichen Aspekte beim Erstellen von Texten in Einfacher Sprache geben.
Die 4 Grundsätze der Einfachen Sprache
Relevanz: Inhalte müssen auf die Zielgruppe ausgerichtet sein.
Auffindbarkeit: Wichtige Informationen dürfen nicht versteckt werden.
Verständlichkeit: Nicht nur Sätze, sondern der gesamte Inhalt muss verständlich sein.
Nutzbarkeit: Dokumente müssen auffindbar und leicht zugänglich sein.Quelle: DIN-Website
Allgemeine Regeln
Die DIN-Norm 8581-1 definiert 5 allgemeine Anforderungen, welche ein Text in Einfacher Sprache erfüllen muss.
- Inhalte müssen gebrauchsfreundlich und auf konsequent auf die Zielgruppe ausgerichtet sein
- Wichtige Informationen dürfen nicht versteckt werden (z. B. Kleingedrucktes)
- Leser*innen müssen sich schnell im Text zurechtfinden und verstehen, worum es geht
- Nicht nur einzelne Sätze, sondern der gesamte Inhalt muss verständlich sein
- Dokumente in Einfacher Sprache müssen leicht zugänglich sein.
Insbesondere der erste Punkt wird weiter ausgeführt: Texte in Einfache Sprache müssen möglichst gut an die Zielgruppe angepasst sein. Das beinhaltet Aspekte wie Lesekompetenz, Bildungsniveau, Alter, kultureller Hintergrund etc.
Auch die Lesesituation wie Konzentrationsfähigkeit, Interesse am Thema etc. sollte beim Schreiben beachtet werden.
Ähnlich wie bei der Definition von Leichter Sprache, sollte das Dokument in Einfacher Sprache von der Zielgruppe gelesen und somit auf Nutzbarkeit geprüft werden. Anders als bei der Leichten Sprache ist dieser Schritt jedoch nicht verpflichtend.
Quelle: DIN 8581-1, Seiten 7–9
Regelwerk
In dem Regelwerk werden die konkreten Regeln der Einfachen Sprache in 4 Kapitel gegliedert: Textebene, Satzebene, Wortebene und Gestaltung.
Textebene
Das Kapitel der Textebene ist in 3 Kapitel untergliedert, welche wiederum Unterpunkte beinhaltet. Die 3 Kapitel sind Inhalt, Stil und Textstruktur.
Inhalt
Texte in Einfacher Sprache müssen alle wichtigen Informationen, sollen aber gleichzeitig auch keine unnötigen Informationen enthalten.
Beispiele sind hilfreich, um den Inhalt bildlicher zu beschreiben, was das Textverständnis erhöht.
Stil
In dem Kapitel wird auf die Art und Weise wie Leser*innen adressiert werden, und wie die Tonalität des Textes in Einfacher Sprache gestaltet werden soll.
Textstruktur
Ein wichtiger Aspekt von Einfacher Sprache, damit Texte leicht zu lesen und Informationen verständlich und gut auffindbar sind, ist die Struktur des Textes. Das umfasst Punkte:
- Gliederung
- Textlänge
- Nutzung von Listen/Bulletpoints für Aufzählungen
- Erstellung von Zusammenfassungen für die Übersichtlichkeit
Satzebene
Das Kapitel der Satzebene befasst sich vor allem mit dem Aufbau von Sätzen, der Grammatik und gibt Regeln wie Sätze aufgebaut werden sollten.
Beispiele für Unterpunkte, auf die hier eingegangen wird, ist:
- Maximale Satzlänge
- Vermeidung von Verneinungen
- Nutzung von Zeitformen und dem Konjunktiv
Wortebene
Das Kapitel der Wortebene beschäftigt sich intensiv mit Fragen der Wortwahl.
Bei Einfacher Sprache soll möglichst auf Synonyme verzichtet werden, es sollen möglichst einfache, kurze und bekannte Wörter genutzt werden.
Es wird auch definiert, wie Sonderzeichen und Zahlen in Texten geschrieben werden.
Gestaltung
Das letzte Kapitel der DIN-Norm beschäftigt sich mit der Darstellung von Texten und Dokumente in Einfacher Sprache. Das übergeordnete Ziel von Einfacher Sprache ist, das Textverständnis zu erhöhen. Dies beinhaltet Punkte der Lesbarkeit – Schriftgröße und Art, Hervorhebungen von wichtigen Stellen im Text, sowie Nutzung von Icons und Bilder/Videos. Sofern diese helfen, den Inhalt besser zu transportieren.
Fazit
Die DIN-Norm für die Einfache Sprache ist ein enormer Sprung im Bereich der Sprachvereinfachung. Durch die gesetzten Regeln kann sich erstmalig ein klares Verständnis entwickeln, was „Einfache Sprache“ ist, und was sie nicht ist. In der Beschreibung der DIN-Norm findet sich auch direkt die Abgrenzung zur „Leichten Sprache“, vor allem inwieweit sich die Zielgruppe unterscheidet.
Zurzeit wird auch an einem zweiten und dritten Teil der Einfachen Sprache DIN-Norm gearbeitet für juristische Kommunikation und wissenschaftlichem Schreiben. Parallel wird auch an der DIN-Norm für Leichte Sprache gearbeitet.
Die Hoffnung ist, dass sich beide Sprachformen, inklusive der Regelwerke, in Deutschland etablieren und durchsetzen. Das würde sowohl die Qualität der Sprachvereinfachung, als auch die Nachvollziehbarkeit erhöhen.
Mehr Informationen zu den Regeln und gute Beispiele der Einfachen Sprache gibt es auf dem Infoportal Einfache Sprache: ABC der Einfachen Sprache.